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wiki:predigtgedanken:jeremia

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Jeremia war noch sehr jung, als er im 13. Regierungsjahr des jüdischen Königs Joschija (626 v.Chr.) zum Propheten berufen wurde. Er hatte eine schwere Last zu tragen, denn seine Botschaft war Gottes letzte Warnung an das Volk, das aber nicht hören wollte. Er wurde bedroht, vor Gericht gestellt, in Fesseln gelegt, öffentlich gedemütigt, in den Schlamm einer Zisterne geworfen usw. Jede seiner Ankündigungen erfüllte sich, doch folgte man stets den falschen Propheten und nicht ihm. Der Niedergang war schon so weit fortgeschritten, dass das Volk trotz der Reformen Joschijas, die es nur halbherzig mitmachte, geistlich immer mehr verfiel. Über die Niederschrift eines Teils seiner Weissagungen berichtet Jeremia in Kapitel 36 selbst. Er erlebte die Belagerung und Zerstörung Jerusalems und wurde vom Rest des Volkes gegen seinen Willen mit nach Ägypten genommen. Damals müsste er etwa 70 Jahre alt gewesen sein. In Ägypten schrieb er offenbar die Endform seines Buches, wobei er die Weissagungen aber nicht chronologisch ordnete. Er stellte oft Prophezeiungen nebeneinander, die zeitlich weit auseinander lagen. Sein Werk ist das längste Einzelbuch der Bibel und besteht zum großen Teil aus poetischen Texten. Nach jüdischer Überlieferung wurde Jeremia von Leuten aus seinem eigenen Volk in Ägypten gesteinigt.


Jeremia 9, 22-23 - Worauf man stolz sein kann

(Predigt am 12.02.2012 von BWinkler in der EMK Asperg)

Lesung des Gleichnisses über die anvertrauten Talente nach Matthäus 25, 14-30.

Die Älteren und die Box-Fans kennen ihn noch: Cassius Clay alias Muhammed Ali, der von sich selbst sagte „Ich bin der Größte“. Früher galt in der Kirche das Gegenteil, eine besonders demütige Haltung als edel, denn „Eigenlob stinkt“. Eine realistische Einschätzung in Bezug auf die eigenen Stärken war unüblich, es galt der Grundsatz „kein Lob ohne Kritik“. Auch heute noch fällt es uns schwer unserer Stärken bewusst zu sein. Wir brauchen uns nicht kleiner machen als wir sind, das falsch verstandene Demutsprinzip hat uns Christen nicht gut getan.<br><br>Dabei versuchen wir uns Ansehen zu erwerben durch Wissen, Macht, Weisheit. Da hinein spricht der Predigttext des Jeremia. Adressaten waren die Leute der Oberschicht, die politischen Führer und die Reichen. Ihre Macht ging allerdings auf Kosten der kleinen Leute. Es ist ja keine Schande, reich, klug, stark zu sein. Aber nicht wenn es auf Kosten anderer geht!

Wenn wir den ersten Vers stehen lassen würden, wäre jeder Status schlecht. Jeremia zeigt dagegen auf, was rechtes Rühmen ist. Es ist kein Problem, Vorzüge zu haben. Aber es ist wichtig zu wissen, woher bzw. von wem das kommt. So bin ich heute vielleicht stark, weil ich starke Eltern hatte oder in einer freien Gesellschaft oder mit guten Lehrern aufwachsen konnte. Wenn ich mir bewusst bin, wie viele zu meiner Stärke beigetragen haben, holt dieses Wissen mich aus Selbstlob und Einsamkeit heraus. Ich darf ein gutes Selbstbewusstsein haben, wenn ich weiß woher meine Talente kommen. Dieses Wissen führt mich zum Lob Gottes. Selbstbewusstsein und Herkunft der Gaben - beides gehört zusammen. So auch der zweite Vers von Jeremia.

Wenn dieser Gott der Rahmen meines Rühmens ist, dann ist das auch der Rahmen meines Handelns. In der Beziehung zu den Menschen um mich herum kann ich meine Stärke nutzen für Gott, für andere, dass anderen geholfen wird, mich für Barmherzigkeit einsetzen. Es geht dabei allerdings nicht darum, das letzte aus sich herauszuholen. Wir stehen gerade vor dem Beginn der Fastenzeit. Dieses Jahr hat die Evangelische Kirche das Motto „Gut genug - sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz.“ Arnd Brummer, der Geschäftsführer der Aktion „7 Wochen ohne“ schreibt dazu: „Jeden Tag ein bisschen besser“ – mit diesem Slogan preist nicht nur die Werbung ihren Ehrgeiz. Auch Eltern, Lehrer, Arbeitgeber könnten in das Credo einstimmen. Nach den jüngsten Erfolgen werden immer gleich die neuen Ziele ausgerufen. Was gestern gut war, muss morgen überboten werden: Die Skala ist nach oben immer offen. Jeder könnte ­besser, schneller, attraktiver sein. Karriere, Körper, gut gepflegte Netzwerke – alles Aktivposten in einem Leben voller ­Potenziale und Optionen. Bildung, Schönheitsbehandlungen, Therapien: ein Heer an Dienstleistern steht bereit, um aus uns allen das Letzte rauszuholen. Das Bekenntnis zu Grenzen und Schwächen käme einer Bankrotterklärung der eigenen Chancen gleich. „7 Wochen ohne falschen Ehrgeiz“, das klingt auf diesem Hintergrund wie eine Aufforderung zum Scheitern, ein Lockruf der Sünde in einer optimierten Welt. „Gut ­genug!“, lautet die Botschaft, die wir Ihnen dafür mit auf den Weg geben. Sieben Fastenwochen lang dürfen Sie’s gut genug sein ­lassen und den Blick schulen für den Punkt, wo’s reicht. Darf Zufriedenheit aufkeimen mit dem Gegebenen, dem Geschenkten. Darf Wissen aufleuchten um die Unverfügbarkeit des Glücks. Als Christen ist uns gesagt: Jenseits allen ­Werkelns hat der Mensch einen Wert an sich. Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt, so besingt Psalm 8 Gottes gute Schöpfung, den Menschen. „Gut genug!“ – damit stimmen wir ein in dieses Lob und entdecken die Gnade, mit der wir gesegnet sind.

Was ist also von Gott her gut genug für unser Leben? Er sagt: fürchte Dich nicht - vor Alter, Armut usw. Wer Gott lobt, macht öffentlich, dass wir nicht aus uns selbst leben, sondern aus Gottes Geschenken. Unsere Erfolge sind immer eine Mischung aus unserer Leistung, aber auch viel Glück bzw. Gnade. Das Talentegleichnis ist realistisch, nicht jeder Mensch ist gleich talentiert, aber jeder kann aus dem Vorhandenen etwas machen.

Jeremia 17, 9 - Leben und Lernen

(Predigt am 22.06.2014 von JLetting in der FeG LB)

Als Kfz-Mechaniker liebe ich meine Tätigkeit. Man kann Autos zerlegen und zu neuem Leben erwecken. Allerdings sind moderne Autos so voller Elektronik, dass man rein mechanisch immer weniger bewirken kann. Das klassische Handwerk hat sich verändert und der Handwerker muss immer neu hinzulernen, um noch Autos reparieren zu können. So geht es mir bei der täglichen Bibellese: ich entdecke jeden Tag neu Ansatzpunkte, mein Denken und Handeln zu verändern.

Leben und lernen wir oder leben wir nur? Vielleicht jeden Tag den gleichen Rhythmus, den gleichen Tagesablauf. Unvorhergesehenes stört, bereitet Stress. Eine solche Normalität macht unflexibel.

Der Bibelstelle geht voraus, dass Jeremia zu König Jojakin gesandt war, um ihm das Gericht für Jerusalem anzukündigen. Jojakin hatte sich von Gott abgewandt und das Volk immer weiter ins Verderben geführt. Anstatt auf Jeremia zu hören, ließ der König ihn in eine Zisterne wegsperren, damit das Volk nicht weiter durch Jeremias Prophezeiungen beunruhigt würde. Während Jeremia im Gefängnis sitzt, trat das Gericht ein und Jerusalem wurde von den Feinden Israels erobert. In dieser Situation kommt es zu diesem Ausspruch des Propheten.

Von Natur aus betrügen wir uns gerne selbst. Wie oft schauen wir auf unser Leben zurück und wundern uns über Entscheidungen von uns? Wenn wir allein auf unser Herz vertrauen, dann können wir sehr schnell vom richtigen Weg abkommen. Unser natürliches Streben ist egoistisch, wir suchen unser eigenes Glück bzw. Glücklich sein. Johannes 8, 32 zeigt auf, dass wir nicht mehr Sklaven dieser Natur sein müssen. Die Wahrheit ist ein besserer Weg, gute Entscheidungen zu treffen.Es ist sehr leicht sich auf Gott zu verlassen, wenn man in Not ist. Gott ist nicht der Problemlöser, wenn wir selbst nicht mehr weiterkommen. Nein, er ist unser Retter und Heiland, der unser Herz repariert. Das schaffen wir nicht durch Arbeit oder Hobbies. Wir sollen daher Jesus jeden Tag, jeden Moment willkommen heißen. Treffe richtige Entscheidungen und stelle dich lieber gegen falsche Freunde. Möge Gott uns Segnen im Leben und Lernen.

wiki/predigtgedanken/jeremia.txt · Zuletzt geändert: 2023/05/07 08:01 (Externe Bearbeitung)