Der Arzt Lukas hatte Paulus begleitet, als dieser im Jahr 60 n.Chr. mit anderen Gefangenen nach Rom gebracht wurde. Auch vorher war er bei vielen seiner Reisen dabei und konnte auf diese Weise die notwendigen Informationen sammeln. So war er in der Lage, im Jahr 62 n.Chr. in Rom sein zweites Werk zu vollenden: die Apostelgeschichte. Er widmete sie wie schon das Evangelium einem gewissen Theophilus. Das war offenbar ein hochgestellter Römer, der die Schrift des Lukas gezielt verbreiten sollte, vielleicht auch, um am kaiserlichen Hof Verständnis für den „Fall Paulus“ zu erwecken. Die Apostelgeschichte berichtet über den Lauf des Evangeliums von Jerusalem bis zur damaligen Welthauptstadt Rom. Im ersten Teil, der über die Entstehung von Gemeinden in Jerusalem, Judäa, Samarien und Syrien berichtet, steht der Apostel Petrus im Mittelpunkt. Im zweiten Teil, Kapitel 13-28, zeigt Lukas, wie durch den Dienst des Paulus und seiner Mitarbeiter Gemeinden in Kleinasien, Mazedonien, Griechenland und Rom entstehen. Viele Ereignisse (16,10-17; 20,5-21,18; 27,1-28,16) berichtet Lukas in der 1. Person Plural („wir“, „uns“), weil er sie als Augenzeuge miterlebte.
(Predigt am 19.08.2012 von RHannig in der EMK Asperg)
Vor Jahren gab es eine Umfrage über die Erwartungen an eine christliche Gemeinde. Die Antworten von 3 Personen sollen daraus herausgegriffen werden:
Menschen suchen sich eine solche vorbildliche Gemeinde und werden immer wieder enttäuscht. Die ideale Gemeinde gibt es nicht. Weshalb werden solche Ansprüche gestellt? Hinterfragen wir uns als Gemeinde, wo und wie wir echte Gemeinde leben? Welche Erwartungen haben wir als Glieder einer Gemeinde?
In der Textstelle haben wir die Schilderung einer idealen Gemeinde. An diesem Idealbild können wir uns orientieren. Aber auch in dieser damaligen Gemeinde gab es Probleme, Streit usw. Wer lange in einer Gemeinde ist, kennt die auf's und ab's im Laufe der Jahre. Modern sind heute Kongresse, Bücher, Modelle, wie Gemeinde organisiert und Wachstum gestaltet werden kann. Glaube wird aber nach wie vor allein von Gott geschenkt. Der Bibeltext führt aus, dass die Glieder der Gemeinde beständig blieben, also auch in der Zeit der Dürre, des Durchhängens hielten sie an ihrem Dienst fest. Die erste Gemeinde hatte keinen Wachstumsplan, dennoch kamen täglich Menschen hinzu. Darüber sollten wir heute neu nachdenken. Mit unserem Wissen und Verstand werden wir die Wahrheit nicht erfassen können. Wir brauchen die Gemeinde, die Geschwister. Lukas weißt uns darauf hin, dass wir nur in der Gemeinschaft die Wahrheit erkennen. Paulus sagt, dass der Buchstabe tötet, aber der Geist Gottes lebendig macht. Brotbrechen ist das Zeichen für die Gemeinschaft mit Jesus. Wir erleben diese Gemeinschaft mit allen Sinnen. Wer von dem Brot Gottes gekostet hat, findet Worte des Trostes für die Trauernden und ein offenes Ohr für Menschen in Not. Lukas weißt weiter auf das Gebet, dem Weg zu Gott hin, um wichtiges von unwichtigem unterscheiden zu können.
Lukas beschreibt hier das Bild einer Idealgemeinde. In der Apostelgeschichte lesen wir aber auch von den Problemen der ersten Gemeinden und dass sie auch nicht diesem Idealbild entsprachen. In Korinth gab es die Auseinandersetzung zwischen arm und reich, menschliche Eitelkeiten. Heute wie damals sind wir von diesem Idealbild weit entfernt. Aber Lukas zeigt, wie Gott in seiner Gnade durch diese Gemeinden begonnen hat auch unter den Heiden zu wirken.
Was bedeutet das für uns? Wir sollen mehr darauf vertrauen, dass Gott wirkt, nicht das wir das Heil selbst erschaffen. Wenn wir uns in Beständigkeit auf die von Lukas genannten vier Elemente konzentrieren, wird Gott das und uns segnen.
(Predigt am 01.10.2017 von AFischer in der FeG LB)
Im Gespräch berichtete mir eine Freundin sehr aufgeregt, wie sie auf einem Weinfest einem missionierenden Christen begegnet sei. Ihre Verärgerung beruhte vor allem darauf, dass Mission nicht zu einem Weinfest passen würde, das Verhalten des Christen nach ihrer Auffassung also vollkommen unpassend gewesen sei. Ihre Rede beendete sie mit dem Satz: „Weist Du, zum Glück willst Du mich nicht missionieren“. Dieser Satz ist ein Stich in unser missionarisches Herz. Klar, wollen wir unsere Freunde und die Menschen in unserer Umgebung nicht bedrängen. Aber das Beste wollen wir doch teilen!
Wie können wir Jesus verkünden, ohne aufdringlich zu werden? Manches Mal geraten wir in Situationen, in dem wir von Jesus erzählen könnten und sind wie gelähmt.
Der biblische Bericht spielt zu einem Zeitpunkt, zu dem Jesus wieder in den Himmel aufgefahren war. Eine Truppe von Jüngern blieb zurück. Mit Pfingsten kommt eine neue Dynamik in ihren Glauben, die alten Verhältnisse werden auf den Kopf gestellt. Als neue Bewegung treffen sich Petrus und Johannes in Häusern zum Gebet, aber weiterhin auch - wohl aus Gewohnheit - im Tempel zum öffentlichen Gebet. Gewohnheit kann hier durchaus eine Hilfe sein, einen geistlichen Rhythmus bilden, um regelmäßig zu beten und mit Gott im Gespräch zu bleiben.
Unterschiedliche Gruppen von Menschen strömen zum Tempel. Manche zum Gebet, andere zum Betteln. Es hat sich ein Tauschprinzip etabliert: die Beter geben Almosen und erhalten ein gutes Gewissen - die Bedürftigen bestreiten in aller Unterwürfigkeit so ihren Lebensunterhalt.
Damit es zur Begegnung mit dem Gelähmten kommt, muss sich Petrus unterbrechen, stören lassen. Wie geht es uns im Alltag, lassen wir uns noch unterbrechen, haben wir noch einen offenen Blick, um solche Begegnungen zu ermöglichen? Begegnen wir unserem Umfeld mit Interesse?
In einem Experiment wurden Personen gebeten, sich 4 Minuten lang ununterbrochen direkt in die Augen zu schauen. Bei Kindern brauchte es nur Sekunden, bis das Eis gebrochen war und sie miteinander spielten. Die Erwachsenen versuchten konsequent, die Zeit durchzuhalten. Dabei stellten sie fest, dass in den 4 Minuten eine Art von Kommunikation erfolgte, die sie auf eine andere Ebene im Miteinander brachte. Petrus schaut auf den Mann und ruft ihm zu: „Sieh mich an“„ Wie Jesus den Petrus aufgerichtet hatte, als Petrus ihn drei Mal verleugnete, so richtet nun Petrus diesen Mann auf.
Wir überlegen uns vielleicht, was wir anderen geben bzw. schenken können. Es gilt: „Du kannst nur geben was Du selbst erhalten bzw. erlebt hast“. Genau das steckt in diesem „Sieh mich an!“ Silber und Gold haben die Jünger nicht. Durch die Zuwendung hat der Gelähmte zunächst eine materielle Erwartungshaltung. Petrus ist direkt und gibt das weiter, was ihm der Heilige Geist gegeben hat. Petrus rechnet allein mit der Kraft Gottes, er bringt den Gelähmten und Jesus zusammen.
Wir schauen gerne auf das, was wir nicht haben, was uns fehlt. Oder wir schauen allein auf uns, auf unser Können. Wir sollten nicht auf eine dieser beiden Seiten „vom Pferd fallen“. Es geht allein darum, unser Umfeld mit Jesus zusammenzubringen. Unterwegs mit dem Heiligen Geist ermutigt er uns zum Handeln. Petrus streckt seine Hand aus, der Gelähmte wird geheilt. So fängt der Gottesdienst bereits vor der Tür zum Tempel an. Der Geheilte bringt die Frommen zum Tanzen.
Ich schließe mit einem Gedicht von Madeleine Delbrel.
(Predigt am 08.09.20132 von PScheld in der FeG LB)
Jeder von uns hat das Copyright-Zeichen - der Buchstabe C in einem Kreis - schon gesehen. Es gibt Namen, sprich Marken, für die bezahlt man allein aufgrund der Bekanntheit oder des Ansehens mehr Geld. Wer mehr Geld ausgibt, möchte dann auch das Original, keine billige Kopie.
In dem Predigttext geht es um die Bedeutung, den Ursprung und die Wichtigkeit der Taufe (darunter wird die Erwachsenentaufe verstanden). Im Neuen Testament wird unterschiedlich von „Jünger“ gesprochen: Jünger von Jesus, von Johannes dem Täufer oder von Pharisäern. Der Begriff ist also nicht exklusiv, sondern kontextbezogen, es gibt heute bspw. auch die „Apple-Jünger“ (= „Anhänger“). Paulus begegnet einer Gruppe von Jüngern, bei der er hinterfragt, ob es Jünger Jesu sind - also Originale, keine billige Kopien. Er stellt seine Frage geschickt: haben diese Jünger bei ihrer Bekehrung den Heiligen Geist empfangen? Die angesprochenen antworten ehrlich mit einem klaren Nein, sie wissen noch nicht, dass der Heilige Geist bereits seit Jahren in den Menschen wirkt.
Der Heilige Geist ist also ein Indikator, ein sichtbares Zeichen für eine Glaubensbeziehung mit Jesus. Nur durch den Heiligen Geist können wir überhaupt Jesus als unseren Herrn bezeugen. Wer bei seiner Bekehrung mit dem Heiligen Geist erfüllt wird, erhält nach Römer 5,5 die Liebe als die erste und wichtigste Frucht des Heiligen Geistes.
Paulus fragt konkret, welche Taufe an diesen Jüngern vollzogen wurde. Auch Taufe ist kein geschützter Begriff. So taufte Johannes der Täufer die Juden auf Buße und Umkehr oder es gab die Proselythentaufe, wenn sich Nicht-Juden ins Volk Gottes hinein getauft wurden (solche Menschen werden als Proselythen bezeichnet). Johannes der Täufer hat bei seiner Taufe explizit darauf verwiesen, dass nach ihm ein Größerer kommen wird, der nicht mit Wasser, sondern dem Heiligen Geist taufen wird. Eine solche Taufe bedeutet, dass man komplett im Wasser untertaucht als Zeichen, dass der alte Mensch vergangen ist. Der Täufer drückt den Täufling rücklings unter das Wasser und zieht ihn wieder hoch. Der Täufling könnte sich kaum selbst aufrichten, er braucht den Täufer dazu. Das ist das Symbol, dass Jesus uns in das neue Leben, das nur noch Jesus als Herrn gehört, hochzieht. Jesus ist nun Herr in unserem Leben, wir selbst sind nicht mehr Herr in unserem Leben. Diese Bedeutung lässt uns vielleicht vor der Taufe zurückschrecken.
Nur wenn wir uns Christus unterstellen sind wir Christen - Originale, keine billigen Kopien. Auch Taufe und Christ sind nicht markenrechtlich geschützte Begriffe, sie können auch anders verwendet werden. In der Taufe sterben wir und stehen in Christus neu auf. Die Gruppe der Jünger lässt Paulus über sich beten und dann taufen. So empfangen sie den Heiligen Geist und erleben eine echte Wiedergeburt. Es ist vielleicht unserer Zeit oder dem Verständnis der Freien evangelischen Gemeinden geschuldet, dass wir Glaube und Taufe trennen und allein den Glauben als entscheidend ansehen. Glaube ist wohl wichtiger, er gehört aber zusammen zur Taufe als sichtbares Zeichen der Neugeburt. Wir sollen Originale sein und die Frage des Paulus nach Taufe und Empfängnis des Heiligen Geistes mit einem freudigem Ja beantworten können.
(Predigt am 08.10.2017 von JHahne in der FeG LB)
Wer von Jesus erzählt hat, mag die Erfahrung gesammelt haben, dass unser Glaube auf Desinteresse stößt und vielleicht hat diese Erfahrung dazu geführt, dass man sich nicht mehr traut von Jesus zu erzählen.
In unserer Textstelle geht es darum, dass sich Paulus in Gefangenschaft befindet. Zunächst in Jerusalem, dann wird er zu König Agrippa überführt. Paulus bezeugt vor Agrippa seinen Glaubensweg. Er war ja anfangs einer der anklagenden Pharisäer und Christenverfolger. Dann erzählt er von seiner Begegnung mit Jesus. Neben Agrippa hört auch der Prokurator Festus zu. Beide reagieren ganz unterschiedlich. Festus hält Paulus für verrückt. Agrippa dagegen reagiert offen. So erleben wir Reaktionen in der Praxis - von absolutem Unverständnis bis hin zu Interesse und Offenheit. Wir sollten abwägen, ob uns die Ablehnung einzelner nicht wert ist, dafür auch auf offene und interessierte Menschen zu treffen.
„Hausaufgabe“: geht eure eigene Glaubensgeschichte durch! Schreibt sie am besten auf und seid vorbereitet Zeugnis zu geben. Manches Mal ist ein Erlebnisbericht viel hilfreicher als eine theologische Belehrung. Entscheidend ist, dass wir unsere Ängste überwinden und handeln. Und wir dürfen gewiss sein: letztendlich wirkt Gott alles in allem!