Am Ende seines Briefes notiert Petrus: „Durch den Bruder Silvanus, dessen Treue ich sehr schätze, habe ich euch diese wenigen Zeilen geschrieben … Die Gemeinde in dem Babylon hier lässt euch grüßen, auch Markus, der mir wie ein Sohn ist.“ Silvanus (Silas), der auch mit Paulus zusammengearbeitet hatte, verfasste also den Brief für Petrus auf Griechisch. Sie befanden sich damals offenbar in Rom, das wegen seinem dekadenten Luxus auch von römischen Schriftstellern mehrfach als „babylonisch“ bezeichnet wurde. Der erste Petrusbrief könnte schon im Jahr 59 entstanden sein, kurz bevor Paulus als Gefangener in Rom eintraf. Petrus will die Gläubigen in der Erkenntnis ihres Heils befestigen und ihnen die Größe ihrer gegenwärtigen und zukünftigen Rettung zeigen, damit sie die Kraft haben, bei allen Anfeindungen und Bedrohungen ihrem Herrn treu zu bleiben. Die im ersten Vers genannten Provinzen und Landschaften umfassen praktisch die ganze nördliche Hälfte der heutigen Türkei, ein Gebiet von etwa 300 km Breite und 1500 km Länge südlich des Schwarzen Meeres, das westlich von dem Ägäischen Meer und östlich von Armenien begrenzt wird.
(Predigt am 23.10.2016 von PScheld in der FeG LB)
Am letzten Sonntag haben wir im Rahmen unseres Erntedank-Gottesdienstes die „Wäscheleine des Danks“ der Kinder gesehen. Es wurde nicht nur für Mama und Papa, die Familie und das Zuhause gedankt, sondern relativ oft für Äpfel. Für was sind wir dankbar?
Bei aller Aufzählung würden wir wohl eines vergessen: den Dank, der in der heutigen Textstelle zum Ausdruck kommt. Auch wenn der Begriff an sich gar nicht vorkommt, geht es in dem Abschnitt um Dankbarkeit. Mit der Auferstehung haben wir ein neues Leben geschenkt bekommen. Wie kann man sich nun „neues Leben“ vorstellen, was genau soll das sein? Vielleicht ein Missionswerk oder eine Bibelübersetzung dieses Namens? Bei einem Fußballspiel meiner Bibelschule gegen ein Team des Missionswerks „Neues Leben“ gab es ein Fanlied mit dem Refrain „Es gibt nur ein neues Leben…“
Ein Lexikon definiert „Neues Leben“ sehr komplex: die gleiche Person lebt eine neue Identität. Bei aller Definition ist der Vorgang für uns schwer zu erfassen. Es geht nicht um neue Verhaltensregeln, sondern es geht um meine Identität. In der Pubertät entwickeln wir erstmals eine eigene Identität und arbeiten lebenslang daran. Unsere christliche Identität liegt nicht in unseren Werken, unserem Handeln, sondern wir bekommen sie von Jesus. Wie das genau geht, kann man nicht beschreiben - aber das Erleben. Petrus sagt, dass es sich gerade in schwierigen Zeiten zeigt, ob man gläubig ist. Gold lässt sich durch Erhitzen reinigen, weniger edle Metalle verbrennen. In Prüfungen ist das genauso, es zeigt sich was übrig bleibt: unsere Hoffnung auf Jesus? Jesus ist stärker als jede Prüfung, er „verbrennt“ nicht. So definiert Petrus das neue Leben. Unser Glaube schützt uns nicht vor schlimmen und schweren Erfahrungen, Prüfungen werden kommen. Wir können diese Prüfungen überstehen, weil wir an der Hoffnung festhalten, weil wir auf Erlösung und die Ewigkeit bei Jesus hoffen. Oft hört man den Spruch „Ich glaube nur was ich sehe.“ Wir Christen - so führt das Petrus aus - glauben an Jesus, obwohl wir ihn noch nie gesehen haben. Liebe kann man ebenfalls nicht sehen, nur erfahren, bspw. in der Familie oder in der Ehe.
Auch am Ende der Verse geht es scheinbar nur um überwältigende Freude, nicht um Dankbarkeit. Das Leben in Jesus bewirkt Freude, man empfindet Gutes. Christen werden von der Gesellschaft oft als Spassbremsen und Moralapostel gesehen. Wie zeigen wir anderen, dass wir keine Besserwisser sind, sondern voller Freude? Hier kommt die Dankbarkeit ins Spiel. Die Dankbarkeit ist der Blick auf das Geschenk des ewigen Lebens, der unzerstörbaren Hoffnung dank Gottes Schutz. Das Neue Leben ist unser Grund für Dankbarkeit. Das verlieren wir all zu oft aus dem Blick, weil wir es jeden Tag vor Augen haben. Vieles ist nicht selbstverständlich, gerade in Beziehungen. Aus der Dankbarkeit heraus verhalten wir uns anders. Als Gemeinde sind wir gemeinsam Gott dankbar. Petrus spricht von diesem „wir“. Christliche Gemeinschaft und gemeinsame, geteilte Dankbarkeit ist der Grund der Freude. Wenn wir Nachbarn einladen wollen, dann funktioniert das oft nicht bzw. nur dann, wenn wir sie in die Gemeinschaft der Gemeinde einbinden können. Wir vergessen zu oft diese Dankbarkeit und sollten uns immer wieder darauf hinweisen und in der Dankbarkeit ermuntern.