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Im Winter 56/57 n.Chr. besuchte der Apostel Paulus das dritte Mal die Gemeinde in Korinth. Er wohnte bei Gajus, in dessen Haus auch die Gemeinde zusammenkam, und blieb etwa drei Monate in der Stadt. Weil er seine Missionsarbeit in den Städten der ägäischen Küste nun als abgeschlossen ansah, hielt er nach einem neuen Arbeitsfeld Ausschau. Das sah er in Spanien und hoffte für die Arbeit dort auf die Unterstützung der Gemeinde in Rom. Weil er vorher aber noch nie in dieser Gemeinde gewesen war, wollte er sich und seine Lehre ausführlich vorstellen. Das tat er in diesem Brief an die Christen in Rom, den er von Phöbe, einer Diakonin der Gemeinde Kenchreä, überbringen ließ. Er selbst wollte allerdings zunächst die Geldsammlung der Gemeinden Mazedoniens und Achajas nach Jerusalem bringen. Auf dem Weg nach Spanien wollte er dann in Rom vorbeikommen. Als Paulus den Brief schrieb, bestand die Gemeinde in Rom offenbar schon länger als zwei Jahrzehnte, so lange, wie er bekehrt war. Sie war ganz unabhängig von ihm gewachsen und hatte sich in verschiedenen Hauskreisen organisiert. Das Hauptthema des Römerbriefes könnte man so formulieren: Die Gerechtigkeit, die vor Gott Bestand hat. Paulus entfaltet diesen Gedanken in vier Hauptpunkten: die Gerechtigkeit, die vor dem Zorn Gottes rettet (1-5); die Gerechtigkeit, die das Leben des Christen regiert (5-8); die Gerechtigkeit, die für das Volk Israel gilt (9-11) und die Gerechtigkeit, die im Alltag des Christen sichtbar wird (12-15).


Römer 5 - Gott ist ein Gott des Friedens

(Predigt am 02.06.2019 von KK in der FeG LB)

Eine Google-Suche zur Vorbereitung der Predigt nach dem Stichwort „Frieden“ lieferte rund 1,4 Mio Treffer. Frieden ist also nicht das Spezialthema der EKD. Erste Freikirchler vor 500 Jahren waren für Frieden und traten gegen Krieg und Gewalt auf. In der Zeit hatte man wenig Verständnis dafür, daher wurden die Freikirchler verfolgt.

Gott ist ein Gott des Friedens. Wie sieht unsere Verantwortung aus, Frieden in die Welt zu bringen? Frieden mit der Umwelt und Natur in unserem alltäglichen Leben, im Umgang mit Armen und Benachteiligten.

In einem Traum betritt ein junger Mann einen Laden, in dem ein Engel hinter der Kasse steht und ihm mitteilt, dass er alles haben kann, was er sich wünscht. Der Mann wünscht sich daraufhin Frieden und Nächstenliebe auf Erden. Der Engel unterbricht ihn und teilt ihm mit: „Sie wissen schon, wir verkaufen Samen, nicht Früchte.“

Gott schenkt Samen, die Früchte wachsen in unserem Leben. In Joh. 15 führt Jesus aus, dass er der Weinstock ist und wir die Reben, die Frucht bringen sollen.

Das Dilemma des Glaubens ergibt sich aus dem Idealbild und unserem Verhalten im Alltag. Die gute Nachricht ist: „unfertig ist normal“, Glaube hilft diesen Zwischenraum auszuhalten. Paulus schreibt vom Urfrieden. Wir sind gerecht gemacht worden, durch das Kreuz hat Jesus die Tür geöffnet, die nun niemand mehr verschließen kann.

Der Unfriede klopft immer wieder an die Tür, in unserer Familie, auf Arbeit usw. Eine Studie zeigt auf, dass Religion für das Glücksempfinden eine wichtige Rolle spielt, zu höherer psychischer Widerstandskraft führt usw. Nur Friede mit Gott ist die Grundlage für solches Glück.


Römer 8, 2-4 - Beschenkt von Gott leben wir für unsere Freunde

(Predigt am 08.01.2017 von PScheld in der FeG LB)

Kaum war das neue Jahr 2017 angebrochen, gab es schon die ersten Vorsätze. Was ist ein Vorsatz eigentlich genau? Wir fassen uns für das neue Jahr einen konkreten Plan bzw. einen festen Entschluss. Der Jurist definiert: „Vorsatz ist das Wissen und Wollen der Tatbestandsverwirklichung bei Begehung der Tat.“ Welche Vorsätze haben wir für dieses Jahr? Vielleicht: mehr Sport treiben? Man stellt fest: oft sind es ähnliche Vorsätze, die sich über die Jahre hinweg wiederholen.

Was sagt die Bibel zum Thema „Vorsätze“? In Josua 24, 14-18 wird der Landtag zu Sichem geschildert. Josua und das Volk Israel haben das gelobte Land eingenommen und fassen den Vorsatz, künftig ganz dem Herrn dienen zu wollen. In Matthäus 26,35 kündigt Petrus an, lieber zu sterben als Jesus zu verleugnen. In Lukas 15,21 kehrt der verlorene Sohn nach Hause zurück und will seine Schuld als Knecht abarbeiten.

Wie ist das nun mit dem Einhalten von Vorsätzen? In Römer 7, 18-19 führt Paulus aus: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht“. Geht uns das allzu oft nur genauso? Vielleicht lohnt es sich für Kinder, diese Bibelstelle auswendig zu lernen, um sie ihren Eltern gegenüber zu verwenden, wenn sie mit ihren Aufgaben nachlässig waren ;-).

So oft treffen wir einen Entschluss und dann kommt es anders, als wir denken… Das Volk Israel vergisst ihren Gott, Petrus rettet sich und verrät Jesus und der verlorene Sohne kann sich nicht selbst rechtfertigen.

Als Gemeinde haben wir für 2017 mit dem Jahresthema einen eigenen Vorsatz gefasst. Das Thema lautet: „Beschenkt von Gott leben wir für unsere Freunde.“ Das ist kein Werbeslogan, wie wir sie bspw. von unterschiedlichen Fahrzeugmarken kennen. Sondern es ist ein gemeinsames Bestreben. Was genau verbirgt sich aber dahinter?

Gott hat uns Freiheit geschenkt. Paulus bleibt nicht bei Römer 7 stehen, sondern führt in Römer 8,2-4 fort, dass es mit der Kraft Gottes eine höhere Macht gibt, die uns zum Gelingen führt. Das ist keine Fremdbestimmung, sondern das Wirken von Gottes Liebe. In 1. Korinther 12,7 geht es um die Gaben in der Gemeinde. Jeder hat von Gott Gaben erhalten, die es für die Gemeinde zu nutzen gilt. Gott ist frei zu bestimmen, wer welche Gabe erhält. Unser Entschluss, unser Vorsatz ist es, diese Gabe(n) in die Gemeinde einzubringen. Wenn wir unsere Gaben noch nicht kennen sollten: finde heraus, welche Gabe Du hast, also wie du von Gott beschenkt wurdest. Das drückt der erste Teil unseres Jahresthemas aus.

Mit der Bewältigung unseres Alltags und unseres Lebens haben wir doch bereits genug zu tun. Nun sollen wir gemäß Jahresthema auch für unsere Freunde leben?! Jesus zeigt, wie es geht. Er ging - als seine Zeit gekommen war - hin und hat Menschen zu Jüngern gemacht. Nur Gott kann die Welt verändern. Aber wir können unser Umfeld verändern. Wir können auf die Menschen um uns herum zugehen und ihnen mit unseren Gaben dienen und sie für Jesus begeistern. Das ist unser Vorsatz, unser Entschluss nach dem Jahresthema 2017.

Brauchen wir nicht noch eine gemeinsame Vision, ein gemeinsames Ziel? Nein, wir haben schon eine Vision: jeder Mensch soll Jesus finden, sich von seiner Liebe überwältigen lassen. Die Mitglieder der Gemeinde haben dies mit ihrem Mitgliedsantrag unterschrieben. Lasst uns das so Leben!


Römer 15, 7 - Einheit unter Christen (Jahreslosung 2015, 1971)

(Mail vom 31.12.2014 von JGerloff)

Einheit unter seinen Kindern ist das, was sich unser Vater im Himmel wünscht. Vielleicht ist er da viel mehr „Vater“, als wir uns das manchmal vorstellen. Nicht Rechtgläubigkeit, nicht Konfessionstreue, nicht Traditionsverbundenheit oder theologischen Durchblick, auch nicht religiösen Eifer, ekstatische Emotionen oder sozial-engagierte Hektik erwartet unser Vater im Himmel von seinen Kindern. Sondern ganz einfach, dass wir nicht miteinander streiten. Als Jesus spürte, dass sein Leben einem Abschluss entgegen ging, trat er vor seinen Vater und brachte im so genannten „hohepriesterlichen Gebet“ das auf den Punkt, was aus seiner Sicht wesentlich ist. Eine entscheidende Bitte dabei war, dass „sie alle eins seien!“ Lesen Sie einmal im Johannes-Evangelium das Kapitel 17. Paulus greift diese Bitte von Jesus auf und schreibt an die Gemeinde in Rom: „Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (Römer 15,5f.). Daraus zieht er dann die praktische Schlussfolgerung: „Darum – deshalb – aus diesem Grund – nehmt einander an…“ – und zwar nicht einfach nur so, entsprechend Eurem Toleranzverständnis; oder gemessen an Euren gesellschaftsrelevanten Maßstäben, sondern: So „wie der Messias euch angenommen hat!“ Den Maßstab dafür, wie wir einander annehmen sollen, erklärt der Apostel in den darauffolgenden Worten, beziehungsweise gibt er uns konkrete Hinweise darauf, wie das passiert ist, dass der Messias uns angenommen hat. Auffällig ist dabei, dass Paulus den Unterschied zwischen „Juden“ und „Nichtjuden“ festhält. Sehen Sie das? In Vers 8 schreibt er von „der Beschneidung“. Vers 9 beginnt mit den Worten: „die Heiden aber…“ Was Jesus Christus tut und wie er es tut, ist immer eingefügt in die Ordnungen, die Gott gesetzt hat. Als Gott aus dem Chaos, mit dem der Schöpfungsbericht beginnt, eine Ordnung machte, setzte er Unterschiede: zwischen Hell und Dunkel, Oben und Unten, Nass und Trocken. Später unterschied er Zeiten und Zeitpunkte, bis er dann einen Unterschied machte zwischen Mann und Frau. Als der Mensch weiter gegen seinen Schöpfer rebellierte, setzte Gott Unterschiede zwischen Völkern und Sprachen, bis hin zu dem entscheidenden Unterschied zwischen Israel und den nichtjüdischen Völkern. Diese Unterschiede prägen die Bibel vom ersten bis zum letzten Buch.Das gilt auch für den Unterschied zwischen Israel und den Nichtjuden. Paulus bemerkt hier in Römer 15 sogar einen Unterschied im Blick darauf, wie Juden und Nichtjuden gerechtfertigt werden, das heißt, eine Beziehung mit Gott bekommen: „Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden, um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind…“ (Vers 8). Konkret: Gott wird Israel retten, weil er sich durch sein Wort dazu verpflichtet hat. Bei den Heiden, den Nichtjuden, dagegen ist Gottes Zuwendung ausschließlich, lauter, uneingeschränkt Barmherzigkeit (Vers 9). Was ist nun „besser“, Jude sein, oder Nichtjude sein? – Ich weiß es nicht! Natürlich ist es schön, dass Gott sich dem jüdischen Volk durch die biblischen Prophetien über Jahrtausende hinweg verpflichtet hat – und wir heute sehen dürfen, wie er diese Verpflichtungen umsetzt. Aber andererseits: Ist es nicht viel schöner, wenn Gott uns liebt, nicht weil er dazu verpflichtet ist, sondern einfach nur so, weil er das eben will?! Paulus jedenfalls handelt in Römer 15 die Erlösung Israels in einem Vers ab – um sich dann über die Erlösung der nichtjüdischen Völker drei Verse lang zu freuen. Man hat fast den Eindruck, es fällt ihm schwer, seine Freude darüber im Zaum zu halten, wie der Messias Israels uns Nichtjuden angenommen hat. Also: Gott hat uns angenommen, indem er Unterschiede bestimmte. Diese Unterschiede sind ein Mittel, ein Instrument, durch das er sich offenbart, durch das er in der Geschichte wirkt, uns Aufgaben und Begabungen zuteilt und letztendlich die ganze Schöpfung erlösen wird. Wenn wir einander annehmen wollen, genauso wie der Messias das getan hat, dann tun wir das, indem wir ein ganzes Ja zu den von Gott bestimmten Unterschieden suchen. Der Unterschied zwischen Israel und den Völkern ist genauso wenig ein „Werte-Unterschiede“ wie der Unterschied zwischen Frau und Mann. Das sind Wesens- und Funktionsunterschiede, die manchmal schwer zu begreifen, nicht immer leicht zu akzeptieren, aber immer interessant sind. Das gilt übrigens auch für die Unterschiede zwischen Mentalitäten, Meinungen, Prägungen, Geschmäckern, Begabungen…